Rundgang durch das alte Wachenheim
(Broschüre des Kulturvereins Wachenheim e.V.)
Wachtenburg

Eng verbunden mit dem Schicksal der Stadt war die Burg, die vermutlich unter den Hohenstaufen erbaut und erstmalig 1257 erwähnt wurde. Zum älteren Teil gehören der Bergfried, die Schildmauer und der Halsgraben. Aus dem 13.Jh.stammt die Ringmauer mit fünf Türmen, die Palas, Burgkapelle und Nebengebäude umschloss. Innerhalb einer anderen bis ins Tal verlaufenden Mauer (Mantel) stand das Haus des Burggrafen. Außerhalb gehörten zur Burg Backhaus und Mühle. Im selben Bereich lagen die Häuser der Burgbesatzung (Burgmänner), die im 14. Jh. nach der Stadt zog und dort eigene Adelssitze errichtete.
1470 zerstörte Friedrich l. die Burg, die künftig Ruine blieb.1593 erhielt Blarer von Geiersberg die Burg als kurfürstliches Lehen. Ab dem 17. Jh. bürgerte sich der Name „Wachtenburg" ein. 1689 wurde im Pfälzer Erbfolgekrieg der bis dahin erhaltene Bergfried gesprengt.
1717 waren die Freiherren von Sickingen Eigentümer der Burg, die nach 1800 in bürgerlichen Besitz überging.
1884 erwarb Dr. Bürklin-Wolf Ruine und Burggelände und schenkte sie 1984 der Stadt Wachenheim.
Bald danach gründete sich der, Förderkreis zur Erhaltung der Ruine Wachtenburg e.V.", der seitdem ehrenamtlich und uneigennützig die Sanierung der Ruine betreibt.
Die in neuer Zeit errichtete Burgschänke bietet angenehmen Aufenthalt und weite Aussicht hoch über Stadt und Rheintal.

  Villa Rustica


Im Jahre 1980 entdeckte man bei einer Flurbereinigung auf östlicher Wachenheimer Flur die Reste eines stattlichen, römischen Landgutes (Villa rustica). Die öffentliche Hand erwarb rund 15000 Quadratmeter Rebland und ließ durch das Landesamt für Denkmalpflege mit einem Aufwand von etwa einer Million DM in rund 10 Jahren die Gebäudereste ausgraben und restaurieren. 1997 fand man auch das zunächst vermisste Gräberfeld südlich des Gutes.
Erstmalig konnte in der Pfalz ein römischer Landsitz in seiner Gesamtheit der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden. Zentrum der Anlage ist das 60 Meter lange Herrenhaus, das mit einer Säulenfront geschmückt war. Die noch erkennbare großzügige Gestaltung der Außenanlagen sowie die Innenausstattung mit Bädern und Hypokaustheizung machen einen Besitzer aus der sozialen Oberschicht des nahen Verwaltungssitzes Novirnagus (Speyer) wahrscheinlich. Die Wirtschaftsgebäude und ihre Ausstattung weisen auf den Betrieb von Ackerbau und Weidewirtschaft hin.
Spuren von Holzbauten datieren die Anfänge des Gutes auf etwa 20 n. Ch. Die ausgegrabenen Steinbauten stammen aus dem 3.Jh. und haben bis Ende des 4-Jh.oderAnfang des 5.Jh. bestanden. Nach Zerstörung und Brand - vermutlich bei einem Germaneneinfall - ist der Hof noch einige Jahrzehnte notdürftig bewohnt gewesen.
Die Ausgrabung ist für Besucher gut erschlossen, durch Schau- und Schrifttafeln ausführlich erläutert und jederzeit zu besichtigen. Parkplätze befinden sich an der B 271.
Ludwigskapelle

Die Kapelle ist ein spätgotischer Bau mit Chor, /Schiff, Sakristei und Keller. Sie wurde wahrscheinlich 1443 unter Kurfürst Ludwig IV. (1424-1449) erbaut und war dem Heiligen Ludwig, König von Frankreich, geweiht.
Nach der Reformation kam sie in den Besitz der Gemeinde und diente als Lagerhaus. Beim Brand 1689 blieben Chor und Keller erhalten.
Von 1698 bis 1723 war sie provisorische katholische Pfarrkirche und dann wieder Lagerhaus.
Renovierungen erfolgten ab 1894/97, 1953/54 und 1983. Heute dient die Kapelle kulturellen Veranstaltungen.

Sektkellerei / Sussmannscher Hof

Als schöne geschlossene Hofanlage mit einem barocken Adelshaus als Mittelpunkt präsentiert sich die Sektkellerei „Schloss Wachenheim" als bedeutendes Unternehmen im Zentrum der Stadt. Ihr 1927 erbauter Festsaal steht heute für Konzerte und Veranstaltungen zur Verfügung. Ein Zierbrunnen im Hoferinnert an Dom Perignon den legendären Erfinder des Champagners.
Ergänzt wird die Anlage auf der Südseite durch einen parkähnlichen Garten im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens. Das vor dem Haupteingang gelegene, ehemalige, reformierte Schulhaus wurde in jüngster Zeit im ursprünglichen Stil wieder hergestellt und als Restaurant der Kellerei angeschlossen.
Die gesamte Anlage steht auf dem Boden des Burgmannshofes der Ritter von Steinhausser die schon 1464-als Eigentümer bezeugt sind. Nach Aussterben des Geschlechtes kam der mit, Burgmannsfreiheit begabte und versehene" Hof an andere Adelsfamilien und 1660 in bürgerliche Hände. Bei den Stadtbränden 1674 und 1689 wurde er zur Ruine. 1725 übernahm ihn der kurpfälzische Hofgerichtsrat Joh.Georg von Sussmann aus Mannheim und baute 1725/34 das heutige Wohnhaus. Später kam der Hof über Erben in den Besitz von Weinhändler Böhm der ihn 1888 in die neu gegründete "Deutsche Schaumweinfabrik" einbrachte.

1939 änderte sich der Firmenname unter dem Eigentümer Carl Josef Wagner in „Sektkellerei Schloß Wachenheim AG", den das Unternehmen auch heute noch unter anderer Leitung und neuen Besitzern führt.
Lutherische Kirche

Nach Einrichtung einer lutherischen Pfarrei 1745 ließ diese durch den kurpfälzischen Hofbaumeister Sigismund Keller 1748 die Kirche als barocken Saalbau errichten. Mit barocker Fassade und dem als Dachreiter aufgesetzten Turm fügt sich der Bau harmonisch in die Altstadt ein.
1794 wurde die Kirche durch die Revolutionstruppen verwüstet und die Abhaltung von Gottesdiensten verboten. Nach 1800 renovierte man das Haus und schaffte eine Glocke an. Ab 1818 fanden nach Zusammenlegung der protestantischen Konfessionen hier keine Gottesdienste mehr statt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau durch Bomben schwer beschädigt. Erste Reparaturen (Sicherung von Giebel und Dach) nahm man 1950 vor.
1975 erfolgte die Gründung eines Fördervereines, der den Wiederaufbau der Kirche ermöglichte. Als städtische Kulturstätte 1989 eingeweiht, dient sie seitdem mit modern gestaltetem Innenraum öffentlichen und privaten Veranstaltungen.

Stadtmauerweg

In Verlängerung der Grabenstraße über die Bleichstraße führt der Weg an einem etwa 80 Meter zusammenhängenden Stück Stadtmauer entlang. Östlich davon liegen neuere Stadtteile mit Kurpfalzschule (1969), katholische Edith-Stein-Kirche (1989), Kindergarten, Freibad und Friedhof.

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